Über mehr als drei Jahrzehnte unterlag der
„Ausweichsitz der Verfassungsorgane des Bundes im
Krisen- und Verteidigungsfall zur Wahrung von
deren Funktionstüchtigkeit“ (AdVB) unter den Wein-
bergen des Ahrtals der höchsten Sicherheits- und Geheimhaltungsstufe innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Gleichzeitig war es das teuerste je in Deutschland entstandene Einzelbauwerk.
Autor Heinz Schönewald zeichnet die historische Ent-
wicklung der Regierungsstadt mit eigenem Plenarsaal nach, deren bauliche Ursprünge bis in die Zeit
des Ersten Weltkriegs zurückreichen. In zwei Tunneln
einer unvollendeten Strecke der Deutschen
Reichsbahn begannen 1959 die Vorbereitungen für
den Bau des Bunkers für die Bonner Bundesregierung während der Zeit des Kalten Krieges. Bekannte
Bundespolitiker wie Ludwig Erhard, Annemarie
Renger und Helmut Schmidt haben den AdVB selbst
erlebt und dort an Stabsrahmenübungen der NATO teilgenommen.
In den 1930er Jahren betrieb der NS-Staat in den
Eisenbahntunneln den größten Champignonzuchtbetrieb
des Deutschen Reichs. 1943 dienten die Tunnel, als
Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald,
für wenige Wochen einer Produktionsstätte zur Montage mobiler Abschussrampen von V2-Fern- lenkwaffen des Konstrukteurs Wernher von Braun.
1997 gab die Bundesregierung die „Dienststelle
Marienthal“ vollständig auf.
Seit dem 1. März 2008 sind insgesamt 203 Meter des
Bauwerks als „Dokumentationsstätte Regierungsbunker der Öffentlichkeit zugänglich.
Bei der im Mai 2024 vorgestellten Veröffentlichung des Gaasterland-Verlags handelt es sich um die 7. aktualisierte Fassung seit ihrer Erstausgabe 2008.